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Publisert 29. mars 2004 | Oppdatert 6. januar 2011

In Rom lehrender neuseeländischer Wissenschaftler Peter Godman stellte neues Buch «Der Vatikan und Hitler - Die geheimen Archive» vor - Heiliges Offizium plante Mitte der dreißiger Jahre Dekret gegen den Totalitarismus

Berlin, 22.2.04 (KAP) Pius XII. (1939-1958) ist nach Erkenntnissen des Historikers Peter Godman in keiner Weise «Hitlers Papst» gewesen. Der höchste Amtsträger der katholischen Kirche habe sich vielmehr von Anfang an als ein entschiedener Gegner von Nationalsozialismus und Antisemitismus gezeigt, sagte Godman in Berlin bei der Vorstellung seines Buchs «Der Vatikan und Hitler - Die geheimen Archive». Godman wandte sich damit nachdrücklich gegen «pauschale Angriffe» der Autoren John Cornwell und Daniel Goldhagen sowie des Dramatikers Rolf Hochhuth.

Zugleich kritisierte Godman, der Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli und spätere Pius XII. habe sich auf Proteste «hinter den Kulissen» beschränkt und alternative Möglichkeiten wie die bereits vorbereitete Verurteilung der totalitären Ideologien per Dekret zu wenig ausgelotet.

Der bis 2002 in Tübingen und heute an der staatlichen römischen Universität «La Sapienza» lehrende Godman wertete als einer der ersten Wissenschaftler Archivbestände des Vatikan von 1933 bis 1939 aus, die erst vor einem Jahr geöffnet wurden. Der aus Neuseeland stammende Historiker bescheinigte dem Vatikan, bereits 1933 die Gefahr des Nationalsozialismus vor allem für die Juden «mit absoluter Klarheit» erkannt zu haben. Dennoch habe die Kirche das Reichskonkordat mit Hitler abgeschlossen, um über ein «Bollwerk» gegenüber nationalsozialistischen Angriffen zu verfügen. Der Grund dafür sei ein im Vatikan verbreitetes Vertrauen auf rechtliche Vereinbarungen gewesen.

Es habe aber auch andere Initiativen zur Auseinandersetzung mit den Nationalsozialisten gegeben, hob Godman hervor. Er verwies auf Vorarbeiten im Heiligen Offizium für ein Dekret gegen Rassismus, Nationalismus, Kommunismus und Totalitarismus gleichermaßen. Das Projekt sei um 1936 jedoch fallen gelassen worden. Eine Ursache dafür sei die Befürchtung gewesen, durch eine Veröffentlichung werde das angespannte Verhältnis zum faschistischen Regime in Italien weiter verschlechtert. Die spätere Enzyklika gegen den Nationalsozialismus «Mit brennender Sorge» von 1937 habe den Rassismus weniger deutlich verurteilt.

Schlechte Arbeitsbedingungen

Godman äußerte sich auch zu den Arbeitsbedingungen in den vatikanischen Archiven. Diese seien trotz großer «Offenheit» der Verantwortlichen nicht gut. Viele Quellen des 20. Jahrhunderts seien wegen Personalmangels nicht geordnet, auch gebe es keine Protokolle von den Sitzungen der für die Beziehungen zu den Staaten zuständigen Sektion des Päpstlichen Staatssekretariats.

Als Beispiel führte Godman an, das geplante Dekret gegen den Totalitarismus sei selbst dem heutigen Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Joseph Ratzinger, nicht bekannt gewesen.

Kathpress
22. februar 2004

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