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Publisert 3. mars 2004 | Oppdatert 6. januar 2011

Der Vatikan und Gibsons Film «The Passion of the Christ»

«Kathpress»-Korrespondentenbericht von Giovanni Cicconi

Vatikanstadt, 25.2.04 (KAP) Mit großem Medienecho lief am Aschermittwoch in den US-Kinos Mel Gibsons Jesus-Film «The Passion of the Christ» an. Der anfangs als Außenseiter-Projekt belächelte Streifen über das Leiden und Sterben Jesu war schon lange vor dem Kinostart zu einem viel diskutierten Ereignis geworden, selbst Magazinen wie «Newsweek» und «Vanity Fair» war der Film eine Titelstory wert. Zum PR-Erfolg haben neben einer geschickten Vermarktungsstrategie mit Vorab-Aufführungen vor ausgewähltem Publikum vor allem drei religiöse Institutionen mehr oder weniger unfreiwillig beigetragen: Jüdische Verbände, protestantische Fundamentalisten und der Vatikan.

Jüdische Sprecher wie Abraham Foxman von der «Anti-Defamation League» (ADL) warnten bereits vor dem Film, als dieser bloß ein Drehbuch war. Sie belegten ihn mit einem Dauerfeuer der Kritik, durch das er über Monate im Gespräch blieb. Mit ihren Warnungen, der Film könne antijüdische Gefühle schüren, weil er die Mitwirkung von Juden an Jesu Verurteilung zeige, riefen sie protestantisch-evangelikale Gruppierungen auf den Plan. Gerade weil der Streifen im Verdacht stand, «politisch nicht korrekt» zu sein, traten sie um so vehementer für das Recht ein, einen mutmaßlich bibeltreuen Jesusfilm sehen zu dürfen.

Den eigentlichen Coup landete Gibson, als es ihm gelang, den Papst zu involvieren. Über seinen Regieassistenten Jan Michelini, Sohn eines bekannten italienischen katholischen TV-Journalisten und vom Papst persönlich getauft, brachte Gibson das Kunststück fertig, dem Papst eine Videokassette zukommen zu lassen. Mit seinem Privatsekretär Erzbischof Stanislaw Dziwisz sah sich Johannes Paul II. das filmische Passionsspiel in kleinster Runde an; wenige Tage später warb Gibsons Produktionsfirma «Icon Productions» mit dem angeblichen Papst-Zitat «Es ist, wie es war» für sein Werk.

Wie fast alles an Gibsons Projekt löste auch dieses angebliche päpstliche Gütesiegel einen kräftigen Wirbel aus. Widersprüchliche Versionen darüber, ob der Papst diese oder andere Worte über den Film gesagt habe, machten die Runde. Amerikanische Journalisten schrieben scharfsinnige Kommentare, um die fünf knappen, mutmaßlich päpstlichen Worte auszudeuten. Der Vatikan brauchte lange, bis er auf die Vereinnahmung durch Hollywood reagierte. Als erster griff Dziwisz zum Telefon und erklärte einer amerikanischen Vatikan-Journalistin, das Zitat sei falsch. Wenig später teilte auch Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls mit, dass der Papst keine Stellungnahmen zu Filmen abzugeben pflege. Doch die vatikanischen Dementis wenige Wochen vor dem Kinostart trieben die Erwartungen an den Film nur ein weiteres Mal in die Höhe.

Allerdings bestand im Vatikan keinerlei Interesse, in die - auch von Überlegungen der US-amerikanischen Innenpolitik beeinflusste - Diskussion über angebliche antisemitische Tendenzen in Gibsons Film hineingezogen zu werden. Die Frage, ob «die Juden» schuld sind am Tod Jesu hat die katholische Kirche bereits im Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 - 1965) eindeutig negativ beantwortet, und sie hat konsequent darauf geachtet, dass ihre Position durch die Aufregung um Gibson nicht zur Diskussion gestellt wurde. In der mittlerweile fast 40 Jahre alten Konzils-Erklärung «Nostra aetate» heißt es kurz und bündig: «Obgleich die jüdischen Obrigkeiten mit ihren Anhängern auf den Tod Christi gedrungen haben, kann man dennoch die Ereignisse seines Leidens weder allen damals lebenden Juden ohne Unterschied, noch den heutigen Juden zur Last legen. Gewiss ist die Kirche das neue Volk Gottes, doch darf man die Juden nicht als von Gott verworfen oder verflucht darstellen, als wäre dies aus der Heiligen Schrift zu folgern».

Das eigentlich Überraschende an der Auseinandersetzung um «The Passion of the Christ» wird aber von manchen darin gesehen, dass ein religiöses Thema eine so zentrale Position einnehmen kann - insbesondere in der angelsächsischen Medienwelt: «Noch vor 20 Jahren wäre das undenkbar gewesen».

Kathpress
25. februar 2004

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