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Publisert 21. september 2001 | Oppdatert 6. januar 2011

Vatikanstadt-Astana-Jerewan, 21.9.01 (KAP) Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen beginnt Papst Johannes Paul II. am Samstag einen sechstägigen Besuch in Kasachstan und Armenien. Bei seiner 95. Auslandsreise wird der Papst die Hauptstädte Astana (Kasachstan) und Jerewan (Armenien) sowie das armenische Kirchenzentrum Etschmiadzin besuchen. Mit Spannung werden in den geplanten 13 Ansprachen die Aussagen zum Islam erwartet, dem in der kasachischen Republik nominell fast die Hälfte der Bevölkerung angehört. In erster Linie wird sich Johannes Paul II. in Astana jedoch an die Katholiken wenden. Neben einem Treffen mit der politischen Führung des Landes unter Präsident Nazarbajew ist in der kasachischen Hauptstadt auch ein Besuch am Mahnmal für die "Opfer des Totalitarismus" vorgesehen. Es handelt sich um den vierten Papstbesuch in Ländern der früheren Sowjetunion (die früheren Besuche hatten den baltischen Ländern, Georgien und zuletzt der Ukraine gegolten).

In Armenien wird das 1.700-Jahr-Jubiläum der Christianisierung des Landes begangen. Die armenisch-apostolische Kirche hat sich nach dem Konzil von Chalcedon 451 - wie die anderen altorientalischen Kirchen - von der allgemeinen Kirche getrennt. In den vergangenen Jahren ist es zu einer theologischen und pastoralen Annäherung zwischen armenischer Kirche einerseits, katholischer und orthodoxer Kirche andererseits gekommen. In den theologischen Streitfragen des 5. Jahrhunderts wird jetzt zunehmend auch der politische und kulturelle zeitbedingte Aspekt gesehen.

In Jerewan wird Johannes Paul II. auch das Mahnmal für die Opfer des Völkermords an den Armeniern besuchen. Dieser Völkermord war 1915 durch die vom jungtürkischen "Komitee für Einheit und Fortschritt" gestellte kaiserlich-osmanischen Regierung planmäßig in Gang gesetzt worden. Insgesamt fielen diesem ersten Genozid des 20. Jahrhunderts zwischen 1915 und 1922 rund 1,5 Millionen Armenier zum Opfer.

An der Nahtstelle von Islam und Christentum

Durch den drohenden Krieg in der Region um Afghanistan findet die Papstreise nach Kasachstan und Armenien jetzt viel mehr Beachtung als zunächst erwartet. Was ursprünglich als eine Geste der Ermutigung für die leidgeprüften Katholiken in der kasachischen Steppe und als anschließende ökumenische Visite bei den Armeniern konzipiert war, wird nun zu einer Reise an die konfliktträchtige Nahtstelle von Islam und Christentum im Vorderen Orient im Schatten drohender amerikanischer Luftangriffe in der Region.

Selbst das schon lange vorbestimmte offizielle Motto der Papstreise ("Liebet einander") erscheint plötzlich in neuem Licht. Die Situation in der kasachischen Republik ist von relativ problemlosen Zusammenleben zwischen der christlichen und der islamischen Bevölkerungshälfte geprägt, das christliche Armenien befindet sich seit Jahren im kriegerischen Dauerkonflikt mit dem islamischen Nachbarland Azerbaidschan.

Gleich zwei prominente Kardinäle lieferten am Freitag in langen Interviews in der italienischen Presse die Begleitmusik zur Reise. Der Mailänder Kardinal Carlo Maria Martini und der frühere Spitzendiplomat und Orient-Experte des Vatikan, Kardinal Achille Silvestrini, warben unisono für eine Fortsetzung der Verständigung mit dem Islam.

Vor diesem Hintergrund werden im Vatikan zwei Nachrichten aus Kasachstan mit besonderer Aufmerksamkeit gelesen. Eine davon betrifft die Sicherheitsmaßnahmen und zeigt, wie ernst dort die Gefahr einer - möglicherweise aus Afghanistan kommenden - Infiltration islamistischer Gewalttäter genommen wird. Die Behörden haben angekündigt, dass für den Papstbesuch der private Autoverkehr in der Hauptstadt generell verboten wird - eine drastische Maßnahme, die offenbar die Gefahr von Autobomben-Attentätern abwehren soll. Erfreulich ist hingegen ein anderes Signal: Der Großmufti vom Almaty, Absattar Derbassaliew, hat angekündigt, dass er abweichend vom bisherigen Protokoll am Samstag beim Empfang des Papstes auf dem Flughafen in Astana anwesend sein und dem Papst ein Geschenk überreichen will.

Ob der kasachische Präsident Nursultan Nasarbajew, der den Einfluss der Religion in der Politik möglichst gering halten will, darüber glücklich ist, steht auf einem anderen Blatt. Der frühere hohe kommunistische Politiker verfolgt eine Politik der ethnischen und kulturellen Vielfalt, in der Religion als schmückendes folkloristisches Beiwerk erscheint und niemals zum Anlass für Konflikte werden soll. Der Papst wird diesem Ansatz seine etwas andere Botschaft vom gegenseitigen Respekt der Religionen und Kulturen gegenüberstellen, eine Botschaft, die angesichts der Weltsituation neue Aktualität erhält.

Die Möglichkeit zu Friedenssignalen in Richtung Islam hat Papst Johannes Paul II. auch bei der zweiten Station seiner Reise, in Armenien. Schon als er in der vergangenen Woche den neuen armenischen Botschafter beim Heiligen Stuhl empfing, mahnte er die Armenier zum Frieden mit ihren Nachbarvölkern. Solche Appelle finden in dem christlichen Kaukasus-Staat nicht nur Zustimmung. Denn nach dem Trauma des Völkermords von 1915 sind viele Armenier davon überzeugt, dass sie ihr Volk und Vaterland, einen der letzten christlichen Vorposten im Kaukasus und im gesamten Vorderen Orient, nur mit Waffengewalt vor dem Untergang bewahren können. Diese Überzeugung leitete sie auch im Krieg mit Azerbaidschan in den neunziger Jahren, und bis heute kann es sich kein armenischer Präsident politisch erlauben, offen für die Aussöhnung mit Azeris oder Türken zu werben. Mit Spannung wird nun erwartet, ob und wie der Papst unter diesen Vorgaben Friedensappelle auch im Krisenherd Kaukasus formuliert.

Kathpress
21. september 2001

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