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Publisert 15. november 2000 | Oppdatert 6. januar 2011

Vermutung, dass Vatikan wichtige Dokumente der Veröffentlichung entzieht, ein "Mythos innerhalb der angelsächsischen Kultur"

Rom, 3.11.00 (KAP) In der Frage der Sinnhaftigkeit einer Archivöffnung des Vatikans zur Beurteilung des Verhaltens Papst Pius XII. zum Holocaust gibt es offenbar Meinungsunterschiede unter den Mitgliedern der gemischten jüdisch-katholischen Historikerkommission zur Überprüfung der sogenannten ADSS-Aktenpublikation ("Actes et Documents du Saint Siege relatifs à la seconde guerre mondiale"). So erklärte der US-amerikanische katholische Priester und Kirchenhistoriker Gerald Fogarty - er ist Mitglied der Kommission -, in einem Interview für den römischen Nachrichtendienst VID am Freitag, in den Vatikan-Archiven seien "keine Neuigkeiten" mehr verborgen, die über das Verhalten der Kirchenführung in der Zeit der Judenvernichtung Auskunft geben könnten. Gleichzeitig bedauerte Fogarty, dass es nicht gelungen sei, den "weit verbreiteten Mythos innerhalb der angelsächsischen Kultur" zu zerstören, wonach der Vatikan wichtige Dokumente der Veröffentlichung entziehe. "Gäbe es tatsächlich derartige Dokumente, dann wäre ich bei meinen Studien in Archiven in ganz Europa auch auf sie betreffende Referenzen gestoßen", so Fogarty.

Vieles sei auch in den Vatikanarchiven nicht festgehalten. Als Beispiel nannte Fogarty das von Pius XII. vermittelte konspirative Treffen von Wehrmachtsgeneralen, die 1940 Hitler stürzen und sich Großbritannien ergeben wollten. Es gebe dazu aber keinerlei Dokument im Vatikan. Diesen Fall habe er seinen Historikerkollegen in der Kommission als Beispiel genannt, dass es nicht zielführend sei, eine weitere Öffnung der Archive des Vatikans zu fordern, so Fogarty.

In einer am 26. Oktober veröffentlichten Stellungnahme hatten die Mitglieder der Kommission bedauert, dass der Vatikan bisher nur eine bestimmte Auswahl von Dokumenten aus der fraglichen Zeit veröffentlicht habe. Dies habe bei einigen Kommentatoren in einem nicht wünschenswerten Maße zu Spekulationen und zu Sensationsgier geführt, hatte es geheißen. Die Historiker betonten, um zu einem detaillierteren Verständnis der Rolle des Papsttums während des Holocausts zu kommen, sei eine sicherere Aktenbasis nötig. Zur Veranschaulichung führen sie 47 Fragen an, die sich aus der bisherigen Akteneinsicht für sie ergeben haben.

Die drei jüdischen und drei katholischen Wissenschaftler hatten seit Oktober 1999 mit Zustimmung des Vatikans die bisher veröffentlichten Akten des Heiligen Stuhls über die Jahre 1939 bis 1945 geprüft. Die Kommission war eingesetzt worden, nachdem jüdische Organisationen in den vergangenen Jahren immer wieder eine restlose Öffnung der vatikanischen Archive verlangt hatten.

Kathpress
3. november 2000

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