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Publisert 4. september 2000 | Oppdatert 6. januar 2011

Leiter des Christlich-jüdischen Rats in Jerusalem: Seligsprechung Pius IX. zwar "Ärgernis erzeugend" und "frustrierend" für Juden, dem Gesamt-Dialog wird sie jedoch "keinen Abbruch tun"

Wien, 4.9.00 (KAP) Gegen die Meinung, die Seligsprechung Pius IX. könnte das im christlich-jüdischen Dialog in mühsamer Arbeit Erreichte zerstören, hat sich der Leiter des Christlich-jüdischen Rats in Jerusalem, Rabbiner David Rosen, gestellt. Rosen betonte in einem Interview für die ORF-Sendung "Orientierung", die Seligsprechung sei zwar ein "Ärgernis erzeugendes und frustrierendes Moment" für die Juden, dem Gesamt-Dialog werde sie jedoch "keinen Abbruch tun".

Der Rabbiner beurteilte die Seligsprechung Pius' IX. insgesamt als "unsensiblen Akt", durch den viele Juden von Johannes Paul II. "enttäuscht" seien. Zwar sei Pius IX. natürlich auch ein Kind seiner Zeit gewesen, seine Beatifikation sei aber deshalb so problematisch, weil durch eine explizite Seligsprechung immer gesagt werde, dass die selig gesprochene Person für gewisse Ideale stehe, die nachgeahmt werden sollten. Rosen: "Wenn gegenseitiger Respekt und Sensibilität unser Verhältnis zueinander bestimmten sollen, dann zeugt das eben nicht von Respekt und Sensibilität."

Im Blick auf Johannes Paul II., der durch die Vergebungsbitte und die Israel-Reise im März dieses Jahres viele Sympathien der Juden erworben hatte, erinnerte Rosen, dass der jetzige Papst "andere Prioritäten" als die Berücksichtigung jüdischer Sensibilitäten habe. Johannes Paul II. habe dies bereits in der Vergangenheit immer wieder gezeigt habe, etwa als er Bundespräsident Kurt Waldheim empfangen habe, der von allen gemieden worden sei. Er sei sicher - so Rosen -, dass Johannes Paul II. "nicht glücklich ist, dass wir unzufrieden sind". Dies sei aber nicht seine Priorität, sondern es sei ihm um "interne Fragen" gegangen - etwa den Ausgleich zwischen den Anliegen des I. Vaticanums und des II. Vaticanums.

Rosen würdigte die Seligsprechung Johannes XXIII. Der Roncalli-Papst gelte bei "Juden und Christen, die dem Dialog anhängen, als großer Held und Pionier". Für die Zukunft des jüdisch-christlichen Dialogs müsse stärker anerkannt werden, dass es auch "tief greifende Unterschiede" gebe. Dies treffe besonders auf geschichtlich belastete Erinnerungen zu.

Kathpress

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