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Publisert 4. september 2000 | Oppdatert 6. januar 2011

Papst stellt klar: Seligsprechung bedeutet nicht, dass alle Handlungen des Betreffenden zu feiern sind - Unterstreichung der «prophetischen Intuition» Johannes XXIII. bei der Einberufung des Zweiten Vatikanischen Konzils

Vatikanstadt, 3.9.00 (KAP) In Anwesenheit von mindestens 150.000 Gläubigen proklamierte Papst Johannes Paul II. am Sonntagvormittag bei einer großen Messfeier seine beiden Vorgänger Johannes XXIII. und Pius IX. zu Seligen. Während die Seligsprechung des Reformpapstes Johannes XXIII. (der das Zweite Vatikanische Konzil einberufen hatte) breite Zustimmung gefunden hat, ist die für Pius IX. (er war der Papst des Ersten Vatikanischen Konzils) auf Kritik gestoßen. Johannes Paul II. stellte in seiner Predigt ausdrücklich klar, dass die Kirche bei der Seligsprechung nicht «besondere geschichtliche Optionen» des Betreffenden feiert, sondern seine Tugenden bei der Umsetzung des Evangeliums in das eigene Leben. Die Heiligen und Seligen hätten sich der «Begrenztheit» des menschlichen Daseins in bestimmten historischen Konstellationen nicht entziehen können. Zugleich unterstrich Johannes Paul II. die «prophetische Intuition» Johannes XXIII. bei der Einberufung des Zweiten Vatikanischen Konzils, das eine «Saison der Hoffnung für die Christen und für die ganze Menschheit eingeleitet» habe. Zweifellos habe Johannes XXIII. nicht die Lehre erneuern wollen, wohl aber die Art ihrer Darlegung, er habe einen «neuen Stil des Sprechens und Handelns» in die Kirche gebracht.

Langer Applaus brauste auf, als Papst Johannes Paul II. zu Beginn der Messe die im Ritus vorgeschriebene Formel sprach und die beiden Päpste sowie die drei anderen «Diener Gottes» offiziell zu Seligen erklärte. An der Fassade der Peterskirche wurden große Porträts der neuen Seligen enthüllt, in der Mitte das Bild von Pius IX., links neben ihm das von Johannes XXIII., der unter den Teilnehmern der Messfeier auf dem riesigen Platz offenkundig die meisten Anhänger hatte. Das Porträt von Pius IX. hing in der Mitte, weil dieser Platz immer jenem Seligen zukommt, dessen Seligsprechungsverfahren am längsten dauerte.

«Neue Seite der Kirchengeschichte»

Johannes XXIII. habe eine «neue Seite in der Kirchengeschichte» aufgeschlagen, unterstrich Johannes Paul II. Vor allem das «Lächeln, die ausgebreiteten Arme zur Umarmung der ganzen Welt» würden immer in Erinnerung bleiben. Johannes XXIII. habe mit seiner Einfachheit und seiner Menschen- und Sachkenntnis viele Menschen gewonnen.

Zugleich unterstrich Johannes Paul II. die Gemeinsamkeiten von Johannes XXIII. und Pius IX. Es sei Gottes Plan, dass diese beiden Päpste, die unter verschiedenen historischen Bedingungen gelebt hätten, bei der Seligsprechung vereint seien. Johannes XXIII. habe seinen Vorgänger sehr verehrt und bereits dessen Seligsprechung geplant. Pius IX. sei «geliebt, aber auch gehasst und verleumdet» worden. Inmitten unruhiger Zeiten habe er ein «Beispiel für die bedingungslose Hingabe» an die unveränderliche Wahrheit gegeben. Trotz vieler Angriffe habe Pius IX. seine Gelassenheit und sein Gottvertrauen bewahrt. Das von ihm einberufene Erste Vatikanische Konzil habe einige strittige Fragen geklärt und die «Harmonie zwischen Glauben und Vernunft» bestätigt.

Bei den am Sonntag proklamierten neuen Seligen handle sich um «fünf verschiedene Persönlichkeiten, jede von eigener Physiognomie und eigener Mission, die alle in der Sehnsucht nach Heiligkeit vereint sind», betonte Johannes Paul II. in seiner Predigt.

Auch türkische Delegation anwesend

An der Seligsprechung nahmen offizielle Delegationen aus Italien, Belgien, Irland, Bulgarien und der Türkei teil (Johannes XXIII. hatte in Bulgarien und der Türkei als päpstlicher Vertreter gewirkt). Der türkische Kulturminister Istemihan Talay werde in den kommenden Tagen auch mit Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano zusammentreffen und möglicherweise eine Einladung für einen Papstbesuch der Türkei überbringen, verlautete aus Kirchenkreisen. Johannes Paul II. möchte die wichtigen frühchristlichen Stätten in der heutigen Türkei besuchen.

Mehr als 5.000 Gläubige waren aus Bergamo, der Heimatdiözese Johannes XXIII., nach Rom gekommen, davon viele aus seinem Geburtsort sotto in Monte. Fast die doppelte Anzahl war zu Ehren von Pius IX. aus Senigallia und aus der Region Marken gekommen. Aber auch unter ihnen hatte Johannes XXIII. sichtlich viele Anhänger.

Etwas zurück traten daneben die drei übrigen Seligen. Aber auch aus Norditalien, aus Frankreich und aus Irland, waren zahlreiche Gläubige zu ihren Ehren angereist: für den Priester-Journalisten, Ordensgründer und Erzbischof von Genua Tommaso Reggio (1818-1901), für den Marianisten-Gründer Guillaume-Joseph Chaminade (1761-1850), sowie den irischen, aber in Belgien wirkenden Benediktiner-Abt Columba Marmion (1858-1923). Unter den 48 Konzelebranten, die gemeinsam mit dem Papst die Messe feierten, waren auch ein Neffe von Papst Johannes XXIII. sowie ein Großneffe von Abt Marmion.

Am Abend zuvor hatte der katholische römische Adel in der S. Lorenzo-Kirche einen Gedenkgottesdienst für «Pius IX. - Papst und König» gefeiert. Kurz zuvor hatten bei einer «Gegenveranstaltung» vor dem römischen Janus-Bogen rund 200 Anhänger laizistischer und radikaler Gruppen gegen die Seligsprechung protestiert. Sie gedachten zweier Attentäter, die 1868 mit Zustimmung Pius IX. im damals noch existierenden Rest-Kirchenstaat hingerichtet worden waren.

Kathpress

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