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Publisert 27. august 2000 | Oppdatert 6. januar 2011

Vatikanstadt, 26.8.00 (KAP) Gegen die Kritik deutschsprachiger Kirchenhistoriker hat die Vatikanzeitung "L'Osservatore Romano" die für 3. September vorgesehene Seligsprechung Pius IX. verteidigt. Prälat Brunero Gherardini, Konsultor der Heiligsprechungskongregation, setzt sich im "Osservatore" mit der "Arbeitsgemeinschaft katholischer Kirchenhistoriker im deutschen Sprachraum" auseinander, die bei ihrer Vollversammlung im Juni in Innsbruck die Seligsprechung Pius IX. scharf kritisiert hatte. Der Autor betont, dass eine Seligsprechung nicht nach politischen Kriterien erfolge, vielmehr stehe die Frage der persönlichen Heiligkeit im Mittelpunkt.

Darüber hinaus wies Gherardini fast alle von den deutschsprachigen Historikern vorgebrachten Argumente zurück. Unter anderem bestritt er, dass der Papst seinerzeit das Judengetto in Rom wieder errichtet habe. Das Gegenteil sei richtig: Pius IX. habe die Lebensbedingungen für die Juden in Rom erleichtert, ihnen die Visitation durch den Rabbiner von Jerusalem gestattet und die Armen im Getto finanziell unterstützt. Zum Fall des "geraubten Judenkindes" Edgardo Levi-Mortara zitiert der Autor Mortara selbst, der später als katholischer Priester berichtete, er habe als Halbwüchsiger aus freien Stücken entschieden, im Vatikan zu bleiben anstatt zu seinen jüdischen Eltern zurückzukehren.

Zum "Syllabus errorum" heißt es in dem Artikel, die darin enthaltenen Verurteilungen von Zeitströmungen des 19. Jahrhunderts seien keineswegs das Werk eines "rückwärts gewandten Wahnsinnigen", sondern mit gutem Grund Bestandteil der kirchlichen Lehre. Pius IX. habe sich im übrigen nicht gegen die Freiheit gewandt, sondern gegen die Loslösung der Freiheit von der objektiven Ordnung. Auch Vorwürfe zum Verhalten des Papstes gegenüber der italienischen nationalen Einigungsbewegung sowie gegenüber der Minderheit beim Ersten Vatikanischen Konzil weist der Autor zurück. Selbst der umstrittene Ausspruch Pius IX. "Die Tradition bin ich!" sei zwar provokant formuliert, theologisch jedoch durchaus fundiert gewesen. An die Adresse der deutschsprachigen Kirchenhistoriker gewandt, meinte Gherardini: "Bei Historikern, zumal bei katholischen, hätte man mit gutem Grund ein kompetentes Wort - vereint mit dem 'sentire cum ecclesia' (mit der Kirche fühlen) - erwarten dürfen. Stattdessen aber haben sie wieder einmal die abgedroschene Klage gegen den 'Syllabus' wiederholt".

Kathpress

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