Hopp til hovedinnhold
Publisert 5. mars 2000 | Oppdatert 6. januar 2011

Der Friedensprozess im Nahen Osten macht bisher gesperrte Pilgerziele wieder zugänglich - "Kathpress"-Korrespondentenbericht von Joahnnes Schidelko

Amman, 29.2.00 (KAP) Mitten im militärischen Sperrgebiet, an einer der schwierigsten Grenzen der Gegenwart, entsteht ein neuer Tourismus-Park: Im Wadi Kharrar, einen Kilometer von der Demarkationslinie des Jordan entfernt, macht Jordanien derzeit die Taufstelle Jesu zugänglich. Der Friedensprozess im Nahen Osten hat es ermöglicht: In Sichtweite der israelisch besetzten Westbank, fast am Nordufer des Toten Meeres, haben Archäologen in den vergangenen drei Jahren das biblische Bethanien entdeckt, wo Johannes der Täufer predigte und taufte. Eindrucksvolle Reste, samt einer frühchristlichen Kirche sind freigelegt. In den Minengürtel, der die Grenze am Jordan absichert, wurde eine breite Schneise geschnitten. Und ab Juni, so hofft der zuständige Projektleiter Mohammad Waheeb, können Besucher auch bis zum Fluss hinabsteigen.

Der Friedensschluss mit Israel und die durchlässige Grenze zum Nachbarn im Westen haben den Tourismus in Jordanien belebt. Zwar strömten selbst zu den Hoch-Zeiten der Nahostkrise Besucher zur Nabatäer-Stadt Petra und den Römer-Ruinen von Gerasa. Aber der Tourismus musste sich neu orientierten, seit Jordanien 1967 die christlichen Stätten in Ost-Jerusalem und Bethlehem verloren hatte. Wüsten-Exkursionen auf den Spuren von "Lawrence von Arabien" im Wadi Rum und Tauchen im Rot-Meer-Hafen Aqaba konnten die Lücke nicht schließen. Rechtzeitig zum Heiligen Jahr 2000 hat sich Jordanien seiner verbliebenen christlichen Stätten erinnert - wenn auch nicht mit dem Kapitalaufwand wie Israel auf der anderen Jordan-Seite. "Jordanien - Land und Fluss der Taufe" lautet das Motto der breiten Image- und Werbekampagne, mit der das Königreich nun auch wieder verstärkt christliche Pilger anlocken will.

Bibelforscher und Archäologen sind sich noch nicht einig, ob die Ruinen im Wadi Kharrar tatsächlich das in der Bibel erwähnte "Bethanien auf der anderen Seite des Jordans, wo Johannes taufte" sind. Denn auch westlich des Flusses wird - wenige Kilometer flussaufwärts - auf der "israelischen" Seite eine Taufstelle Jesu lokalisiert. Das Problem ist, dass die sprachliche Identifizierung des Namens Bethanien nicht ganz eindeutig ist. Für die jordanische Stätte sprechen alte Pilgerberichte und Pilgerwege, samt der Beschreibung einer Säule an der Taufstelle in der Jordanmitte. Zudem hat der neue Platz bereits einen kirchlichen Segen: Die offiziellen Heilig-Jahr-Feiern zum Fest der Taufe Jesu fanden hier östlich des Jordans statt.

Berg Nebo

Während sich die neue Taufstelle erst noch ihren Platz auf den Touristenrouten Jordaniens erobern muss, ist der Berg Nebo - wenige Kilometer südlich und 1.100 Meter höher - bereits bestens etabliert. Ein halbe Million Besucher, darunter viele Israelis, kamen im letzten Jahr auf den Berg, auf dem der Tradition nach Moses starb. Der Anführer der Israeliten durfte nach dem Auszug aus Ägypten, nach Gesetzgebung und Wüstenwandung das Gelobte Land nicht betreten, sondern konnte es auf Gottes Geheiß hin nur von Ferne sehen.

Ein atemberaubender Blick bietet sich vom Gipfelplateau über die karge Bergregion, über den Steilabfall zum Jordangraben und zum Nordende des Toten Meeres. Meist beeinträchtigt Dunst in der tiefsten Senke der Welt die Fernsicht. Aber in klaren Morgenstunden kann man die Palmenstadt Jericho und über der Judäischen Wüste sogar die Türme des 40 Kilometer entfernten Jerusalem erkennen.

Auf dem Gipfel des Nebo steht eine Kirche mit modernen, flachen Strukturen über alten Resten. Der Franziskaner-Archäologe Michele Picirillo, der den Platz seit 30 Jahren untersucht, fand bei Grabungen drei Schichten von christlichen Sakralbauten aus dem 4. bis 7. Jahrhundert. Gut erhalten sind die herrlichen Boden-Mosaiken mit Heiligen-, Hirten- und Jagdszenen. Dunkle Flecken bezeugen, dass Beduinen früher auf diesem kunstvollen Grund ihre Feuer entzündet haben. Eine nachweisbare Moses-Tradition gebe es auf dem Nebo erst seit dem 4. Jahrhundert, erklärte Picirillo. "Niemand kennt bis heute das Grab des Moses", heißt es schon in der Bibel. Aber bereits frühchristliche Pilger kamen, suchten und fanden hier eine kleine Kapelle der Moses-Grab-Tradition.

Archäologischer Park

Um die Ruhe und Bestaulichkeit der historischen Stätte zu bewahren, möchte Pater Picirillo am Nebo eine Schutzzone, einen archäologischen Park, errichten. König Hussein, der häufig zur Meditation in die Einsamkeit kam, hatte den Plan kurz vor seinem Tod akzeptiert. In einem sechs Mal zehn Kilometer großen Bereich sollen Bautätigkeit und Landwirtschaft stark reglementiert werden. Immerhin waren in der Umgebung gut erhaltene Reste einer alten Römerstraße, mehrere Kirchen und Klöster, aber auch prähistorische Dolmen gefunden worden. Wann der Plan Gesetz wird, ist unklar.

Ein Kultur- und Naturpark soll auch an der neuen Taufstelle entstehen. Allerdings bedauert der Franziskaner, dass sein Vorschlag von den Behörden nicht aufgegriffen wurde: Er wollte Bethanien samt dem Abstieg zur nahen Elias-Quelle und zum Jordan-Ufer zu einer Pilgerstätte machen. Der dynamische Forscher wollte sogar die alte byzantinische Säule in der Flussmitte rekonstruieren. Aber die religiöse Idee fiel einem stärker touristisch orientierten Projekt zum Opfer. Jordanien will nicht nur Pilger, sondern ein breiteres Besucher-Spektrum erreichen.

Impulse für den Tourismus erwartet sich Jordanien durch den Besuch von Papst Johannes Paul II. am 20. und 21. März. Der Papst wird seine Pilgerreise auf den Spuren der Heilsgeschichte an der historischen Moses-Stätte auf dem Nebo beginnen. Zudem wird er in Amman, das sich in den letzten 20 Jahren von einer verschlafenen Wüstenstadt zu einer aufstrebenden Metropole entwickelt hat, eine Messe mit den Gläubigen des Landes feiern. Gut zehn Prozent der Bevölkerung sind Christen. Ein Besuch an der Taufstelle wird jedoch mit Rücksicht auf die angeschlagene Gesundheit des Papstes nicht zu Stande kommen. Damit erspart Johannes Paul sich auch die Qual der Wahl zwischen der jordanischen und der israelischen Taufstelle. Schließlich wurde Jesus mitten im Fluss getauft - zwischen, und damit außerhalb der Fronten.

Kathpress

Mer om: