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Publisert 31. januar 2000 | Oppdatert 6. januar 2011

Bei der Besetzung eines Klosters der Russisch-Orthodoxen Auslandskirche, auf das das Moskauer Patriarchat Anspruch erhebt, diktiert das Moskauer Außenministerium eine harte Linie - Zwei Nonnen mit US-amerikanischem Pass haben sich auf dem Gelände eingeschlossen, um es für die Auslandskirche zu verteidigen

Jerusalem (KAP) Das Moskauer Außenministerium wendet im Konflikt um ein russisch-orthodoxes Kloster in Jericho zunehmend Methoden an, die an den "Kalten Krieg" erinnern. Palästinensische Sicherheitskräfte waren am 15. Jänner gewaltsam in das Kloster eingedrungen und hatten die dort lebenden Mönche der Russisch-Orthodoxen Auslandskirche (Synode von Jordanville) vertrieben. Dann übergaben sie das Gebäude der russisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats, das Besitzanspruch auf das Kloster erhebt. Zwei Nonnen der Auslandskirche, beide sind US-amerikanische Staatsbürgerinnen, haben sich aber in einem Teil des Klosters eingeschlossen, um gegen die Vorgangsweise der Palästinenser-Behörden zu protestieren.

Inzwischen wird der Rest des Gebäudes aber de facto von russischen "Diplomaten" kontrolliert; der russische Generalkonsul verweigerte zunächst Mitarbeitern des US-Generalkonsulats in Jerusalem, Kontakt zu den beiden Ordensfrauen aufzunehmen. Palästinenser-Präsident Yassir Arafat ist bei seinen jüngsten Besuchen in Washington und in Brüssel dem Vernehmen nach aufgefordert worden, die ursprünglichen Besitzverhältnisse wiederherzustellen, hat aber bisher keine Entscheidung getroffen. Laut den Angaben der Auslandskirche übt die russische Regierung dagegen massiven Druck auf die palästinensische Autonomiebehörde aus.

Auslandskirche fürchtet weitere Besetzungen

Erzbischof Mark von Berlin, Deutschland und Großbritannien, der zuständige Beauftragte des Bischofssynods der Russisch-Orthodoxen Auslandskirche für das Heilige Land, wirft der palästinensischen Führung eklatanten Rechtsbruch vor und verlangt, dass die Eigentumsfrage vor einem ordentlichen Gericht geklärt wird und bis dort hin das Kloster seiner Kirche wie bisher zur Verfügung stehen muss. Die Verhandlungen, die er in Jericho und Jerusalem bisher führte, sind bisher jedoch ohne Ergebnis; der russische Generalkonsul lehnt jeden Kompromiss ab. Die Auslandskirche befürchtet, dass weitere ihrer Einrichtungen - eine Schule für 400 Mädchen in Bethanien nahe Jerusalem und schließlich ein großes Kloster am Ölberg - beschlagnahmt und Moskau übergeben werden.

Der Moskauer Patriarch Aleksij II. machte dementgegen in einer am Freitag veröffentlichten Erklärung erneut seine Besitzansprüche auf das Kloster in Jericho geltend und dankte Arafat für dessen "Rückgabe".

Der Streit um das Eigentum der russisch-orthodoxen Kirche im Ausland schwelt seit der Gründung der Auslandskirche in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts. In den Augen der Auslandskirche hatte sich das Moskauer Patriarchat zu stark dem Druck des kommunistischen Regimes gebeugt. Die Auslandskirche betrachtet sich selbst weiter als Teil der russischen Orthodoxie und strebt keine Autonomie an, sie hat aber eine eigene Verwaltung aufgebaut. Bemühungen um eine Wiederzusammenführung blieben bisher ohne Erfolg.

Im Nahen Osten wurde der Eigentumsstreit in den fünfziger Jahren angeheizt. Israel übergab allen Kirchenbesitz im Land dem Moskauer Patriarchat, aus Dankbarkeit für die Unterstützung der UdSSR bei der Staatsgründung. In Jordanien und im damals von Jordanien kontrollierten Westjordanland einschließlich Ostjerusalem hatte jedoch nur die russisch-orthodoxe Auslandskirche Zutritt. Nach den Eroberungen Israels im Sechs-Tage-Krieg von 1967 stellte das Moskauer Patriarchat Ansprüche auf die umfangreichen Besitztümer - Kirchen, Klöster und Kapellen - im Westjordanland, die noch in der Zarenzeit im Heiligen Land erworben worden waren.

Schon 1997 ein Kloster zwangsgeräumt

Die jetzige Aktion der palästinensischen Behörden ist Teil dieses Konflikts. Die palästinensische Autonomie-Behörde hatte bereits 1997 in einen Besitzstreit zwischen dem Moskauer Patriarchat und der russisch-orthodoxen Auslandskirche eingegriffen. Damals stürmten palästinensische Polizisten gewaltsam das Kloster "Eiche des Abraham" in Hebron im Westjordanland, vertrieben dort lebende Ordensleute und übergaben es Geistlichen des Moskauer Patriarchats. Das Vorgehen war von Arafat gebilligt worden; der von der Auslandskirche verlangten Rückgabe kam Arafat bisher nicht nach.

Nun verlangte der Moskauer Patriarch Aleksij bei einem Besuch Anfang Jänner 2000 in Bethlehem vom Palästinenser-Präsidenten auch die Räumung des Klosters in Jericho. Der palästinensische Sicherheitschef Jibril Rajoub rechtfertigte das Vorgehen der Milizen damit, dass Aleksij eine Besitzurkunde über das Kloster vorgelegt habe. Bisher wurde diese Urkunde aber nicht veröffentlicht; die Auslandskirche bezweifelt, dass es sie überhaupt gibt.

Rechtsstaat und Religionsfreiheit verletzt

Eine der Ordensfrauen, die das Kloster derzeit mit ihrer Anwesenheit verteidigen, ist Maria (Anastasia Stephanopoulos), die Schwester des ehemaligen Sprechers von US-Präsident Bill Clinton, George Stephanopoulos - was dem Fall zusätzliche diplomatische Brisanz verleiht. Sie forderte die USA und die EU erneut auf, Druck auf Palästinenser auszuüben, damit sie rechtsstaatliche Prinzipien einhalten und Religionsfreiheit garantieren. Die zweite Ordensfrau, Xenia Cesena, war vor zwei Tagen von einem Mitarbeiter eines Klosters des Moskauer Patriarchats mit einem Messer bedroht worden.

Laut einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" hat inzwischen der palästinensische Justizminister Medein gegenüber Erzbischof Mark einbekannt, dass sich seine Behörde und die russische Regierung unrechtmäßig in die Sache der Kirche eingemischt hätten.

Unterstützt wird die Auslandskirche auch vom griechisch-orthodoxen Patriarch von Jerusalem, Diodoros I. Er habe sich in einem Gespräch mit Erzbischof Mark bereit erklärt, bei Arafat zu intervenieren und das willkürliche Eingreifen der Palästinenserbehörden in einen kirchlichen Rechtsstreit verurteilt, hieß es.

Kirchliche Beobachter fragen indessen auch, ob das Moskauer Patriarchat die schlechte Optik und den internationalen Image-Schaden, den die Causa inzwischen auf sie wirft, länger auf sich nehmen will - unabhängig davon, ob die Besitzansprüche der Moskauer Kirche rechtmäßig sind oder nicht.

Kathpress

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